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Früherkennung von Demenzerkrankungen

In Anbetracht des alarmierenden Anstiegs von Demenzerkrankungen haben Forschende der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich herausgefunden, dass bestimmte Blutwerte wertvolle Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankungen liefern können. Diese Erkenntnisse könnten entscheidend sein, um frühzeitig präventive Massnahmen zu ergreifen und die Lebensqualität betroffener Personen zu verbessern.

Prof. Dr. Edna Grünblatt, Leiterin Labor für translationale Molekularpsychiatrie der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, und Dr. med. Sonja Kagerer, Leiterin Zentrum für Dementielle Erkrankungen und Altersgesundheit

Prof. Dr. Edna Grünblatt, Leiterin Labor für translationale Molekularpsychiatrie der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, und Dr. med. Sonja Kagerer, Leiterin Zentrum für Dementielle Erkrankungen und Altersgesundheit

Studien gehen davon aus, dass die Zahl an Demenzerkrankten in den kommenden Jahrzehnten weltweit nahezu exponentiell ansteigen wird. Auch für die Schweiz wird mit etwa einer Verdoppelung der Erkrankten bis zum Jahre 2050 gerechnet, was hauptsächlich mit der steigenden Lebenserwartung hierzulande zusammenhängt (Artikel zur Schätzung der Demenzerkrankten im Jahr 2050, The Lancet).

Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Faktoren das Risiko für Demenzerkrankungen erhöhen. Daraus können wir die Entwicklung präventiver Massnahmen ableiten, um einen Anstieg dieser Erkrankungen potentiell zu verlangsamen. Eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung, idealerweise noch vor dem Beginn klinischer Symptome, stellt eines der Hauptziele der aktuellen weltweiten Demenzforschung dar. Je früher die Diagnose gestellt werden kann, desto früher könnten mögliche zukünftige Therapien eingesetzt werden, um den bislang nicht rückgängig zu machenden Prozess des Abbaus von Nervenzellen aufzuhalten.

Ein in diesem Zusammenhang wegweisendes Forschungsprojekt der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich ist die Erforschung der Vienna-Transdanube-Aging (VITA)-Kohorte. Die VITA-Kohorte ist eine weltweit bedeutende longitudinale Kohorte von 606 Personen aus Wien, die bei Studienbeginn im Jahr 2000 alle 75 Jahre alt und kognitiv gesund waren. Die Teilnehmenden wurden im Rahmen der Studie über siebeneinhalb Jahre wiederholt auf das Auftreten von Demenzerkrankungen auch mittels bildgebender Darstellungen des Gehirns sowie Blutentnahmen untersucht. Diese Kohorte wurde ursprünglich von Prof. Peter Riederer und seinem Team unter Mitarbeit von Prof. Dr. Edna Grünblatt ins Leben gerufen. Aus diesem Grund konnte die weitere Erforschung der Kohorte nach der Pensionierung von Prof. Riederer auch nach Zürich gebracht werden.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Edna Grünblatt, Leiterin des Labors für translationale Molekularpsychiatrie der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, und Dr. med. Sonja Kagerer, Leiterin des Zentrums für dementielle Erkrankungen und Altersgesundheit der Alterspsychiatrie und Psychotherapie, vereint die Erforschung der VITA-Kohorte Expertinnen aus den Forschungsbereichen der molekular-psychiatrischen Grundlagen und der klinischen Früherkennung von Demenzerkrankungen.

Ziel eines ersten gemeinsamen Projekts war es, durch die Untersuchung spezifischer Biomarker im Blut ein tieferes Verständnis der Pathophysiologie neurodegenerativer Erkrankungen zu gewinnen und neue Ansätze zur frühzeitigen Diagnostik zu entwickeln. Diese Studie wurde an einer Untergruppe der VITA-Kohorten-Teilnehmenden durchgeführt, die zu Beginn alle ebenfalls kognitiv gesund waren.

Zusätzliche Validierung geplant

Mit dem Projekt konnte erstmals gezeigt werden, dass mittels Kombination zweier Blutwerte, dem Neurofilament-Leichtketten-Protein und einem genetischen Risikomarker (polygenic risk score), das Auftreten einer späteren Alzheimer-Demenz in der untersuchten Gruppe im Schnitt fünf Jahre vor der Diagnosestellung vorhergesagt werden konnte. Im Jahr 2024 wurden die bedeutenden Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Arbeit hochrangig veröffentlicht (Polygenic risk for Alzheimer's disease is associated with neuroaxonal damage before onset of clinical symptoms). Um die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die allgemeine Bevölkerung zu gewährleisten, ist eine zusätzliche Validierung in grösseren Kohorten erforderlich. Diese Schritte sind entscheidend, um die Erkenntnisse künftig in die klinische Praxis zu integrieren.

Ein Folgeprojekt, das den Zusammenhang der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz untersucht, ist bereits in konkreter Vorbereitung. Zudem ist die Analyse weiterer in diesem Bereich zukunftsweisender Blutbiomarker wie beispielsweise das saure Gliafaserprotein (GFAP), das phosphorylierte Tau-Protein 217 (p-tau217) oder das Dickkopf-Protein 1 (DKK1) zu diesem frühen Zeitpunkt vor Erkrankungsbeginn geplant, um die Vorhersagekraft der Blutanalyse zusätzlich zu verbessern. Dies wird die Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren weiter vorantreiben.

Die Ergebnisse der Erforschung der VITA-Kohorte und der geplanten Folgeprojekte leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Prävention, Diagnostik und möglicherweise auch der Therapie von Demenzerkrankungen.

Durch die Stärkung der Zusammenarbeit innerhalb der Kliniken der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, wie sie durch dieses Projekt vorgelebt wird, wird nicht nur die wissenschaftliche Exzellenz gefördert, sondern auch die Versorgung von Patientinnen und Patienten langfristig über die gesamte Altersspanne optimiert.

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