Langzeitstudien zur Verbesserung der Demenzprävention
Im Jahr 2024 wurde die Kollaboration der Universität Zürich und der Alterspsychiatrie und Psychotherapie am Institut für Regenerative Medizin, Zentrum für Prävention und Demenztherapie, unter der übergeordneten Leitung von Prof. em. Dr. med. Christoph Hock in Zusammenarbeit mit den Gruppenleitenden PD. Dr. sc. nat. Valerie Treyer, Dr. sc. nat. Christoph Gericke und Dr. med. Anton Gietl erfolgreich fortgesetzt.

Dr. med. Anton Gietl, Leiter Zentrum für Alterspsychiatrische Versorgung und Co-Leiter Zentrum für Prävention und Demenztherapie
Dort werden aktuell schwerpunktmässig Langzeitstudien durchgeführt, die das Ziel verfolgen, das Krankheitsverständnis der Alzheimer-Erkrankung zu vertiefen und somit den Grundstein für neue diagnostische und therapeutische Ansätze zu legen. Ein zentraler Fokus liegt dabei auf dem Verständnis früher Veränderungen im Gehirn, die möglicherweise bestimmen, ob das Gehirn gesund bleibt oder ob in naher Zukunft ein Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit eintritt.
Die Forschungsstrategie, die seit Dezember 2023 zu sechs hochrangigen Publikationen geführt hat, besteht darin, forschungsinteressierte Freiwillige umfassend klinisch und testpsychologisch über einen Zeitraum von bis zu acht Jahren zu untersuchen. Begleitend werden umfangreiche bildgebende Daten und Blutbiomarker erhoben.
Wegweisende Erkenntnisse gewonnen
Mit spezifischen Analysen des Immunsystems konnten wir zeigen, dass bereits bei klinisch unauffälligen Personen, die jedoch erste pathologische Veränderungen im Gehirn, sogenannte Amyloid-Plaques, aufweisen, Veränderungen der Immunantwort sowie der Immunzellzusammensetzung im Blut auftreten. Dies deutet auf eine frühzeitige Erkennung von antigenen Faktoren im Verlauf der Alzheimer-Erkrankung hin, wobei noch unklar ist, ob diese Immunantwort einen günstigen oder ungünstigen Einfluss ausübt und ob sie sich langfristig therapeutisch nutzen lässt. Diese Fragestellung wird in den kommenden Jahren weiter untersucht.
Darüber hinaus konnten wir in unserer Kohorte zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern insgesamt mehr Ablagerungen des schädlichen Eiweisses Tau im Gehirn aufweisen, insbesondere, wenn gleichzeitig Amyloid-Plaques vorhanden sind. Zudem fanden wir Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei älteren Probanden hinsichtlich der Reduktion schädlicher Stoffwechselveränderungen im Gehirn, bekannt als oxidativer Stress. Zwei wichtige Publikationen unterstrichen die Bedeutung des Zusammenspiels von Gefässrisikofaktoren und Gefässpathologie mit der Alzheimer-Pathologie im Hinblick auf die kognitive Gesundheit.
Zudem konnten wir mit einer neuen Analysestrategie die Hypothese untermauern, dass der genetische Einfluss des APOE4-Gens, des Hauptrisikogens für die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit, weniger in einer verstärkten Neubildung der Beta-Amyloid-Plaques zu suchen ist, sondern vielmehr in einem früheren Beginn der Bildung dieser Plaques. Alle diese Ergebnisse trugen wesentlich zum Verständnis der Alzheimer-Erkrankung und eines gesunden Älterwerdens bei. Die Originalartikel finden sich unter folgendem Link: Gietl, Treyer - Search Results - PubMed.
2024 beendeten alle Teilnehmenden die Dreijahresnachfolge der Kohorten, wodurch zunehmend Langzeitdaten zur Verfügung stehen. Diese ermöglichen es uns, noch präziser zu untersuchen, welche Faktoren oder Faktorenkombinationen eine gesunde Kognition fördern oder eine kognitive Verschlechterung im Verlauf bedingen. Dabei wird ein grosser Fokus weiterhin auf den Risikofaktoren und auf dem Lebensstil der Teilnehmenden liegen. Die Ergebnisse dieser Analysen tragen dazu bei, dass Studien zur Prävention von Demenz sowie auf das Individuum zugeschnittene Interventionen besser planbar werden.
Entwicklung eines Konzepts zur Demenzprävention
Um die neuen Erkenntnisse direkt in die Praxis einfliessen zu lassen, begannen wir mit der Entwicklung eines Programms zur Demenzprävention. Unter der übergeordneten Leitung von Prof. Dr. med. Egemen Savaskan in Zusammenarbeit mit Stefan Reutimann als Projektmanager sowie mit der Unterstützung von Dr. med. Sonja Kagerer, Dr. med. Anton Gietl und weiteren externen Partnern entsteht ein Konzept, das alle wesentlichen Risikofaktoren der Demenz adressiert und gleichzeitig auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden eingeht. Das Programm legt grossen Wert auf kognitives Training, gesunde Ernährung sowie körperliche und soziale Aktivitäten. Die Teilnehmenden sollen befähigt werden, Veränderungen aktiv und eigenständig herbeizuführen. Das Programm startet im April 2025 und steht Patientinnen und Patienten der Memory Clinic der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich sowie anderen Memory-Kliniken zur Verfügung.