Gezielte Prävention und Therapie bei Abhängigkeiten
Der Konsum legaler und illegaler Substanzen stellt ein hohes Krankheitsrisiko dar und wird in der Gesellschaft kontrovers diskutiert. Nach wie vor bestehen erhebliche Wissenslücken zu Prävention und Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen. Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich forscht zu Substanzen wie Cannabis, Kokain oder Opioiden, fördert medizinischen Nachwuchs im Bereich der Suchtprävention und -therapie und bietet individuelle Behandlungen für Betroffene an.
Der weit verbreitete Konsum der legalen Substanzen Tabak und Alkohol gehört zu den bedeutsamsten Risikofaktoren für die Krankheitslast der Bevölkerung sowohl in der Schweiz als auch weltweit. Gemäss dem aktuellen Drogenbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) sind aber auch die Auswirkungen des Konsums illegaler Drogen mittlerweile fast überall in unserer Gesellschaft zu beobachten. Entsprechend ist in Europa und auch in der Schweiz eine relativ breite Verfügbarkeit eines vielfältigen Spektrums an Drogen festzustellen und es werden hierzulande aktuell intensive öffentliche und politische Debatten insbesondere darüber geführt, wie beispielsweise gesetzliche Regulierungsmodelle für Cannabis ausgestaltet werden sollten und welche Massnahmen im Umgang mit zunehmendem Crack- oder Kokainkonsum im öffentlichen Raum hilfreich sein könnten.
Gleichzeitig hält die EMCDDA in ihrem Bericht fest, dass es nach wie vor erhebliche Wissenslücken bezüglich faktengestützter und abgestimmter Massnahmen sowohl in Bezug auf die Prävention und die Schadensminderung als auch hinsichtlich der Behandlung sogenannter Substanzgebrauchsstörungen gibt. Die Notwendigkeit der Anwendung integrierter und umfassender Massnahmen sowie der Entwicklung neuer Therapieformen werde zwar immer mehr wahrgenommen, die Umsetzung integrierter Betreuungsmodelle sei aber auf europäischer Ebene stark heterogen. So sind Konsumentinnen und Konsumenten illegaler Substanzen oftmals für Beratungs- und Präventionsangebote nur schwer erreichbar. Ausserdem erhalten Menschen, die eine Abhängigkeitserkrankung entwickelt haben, zumeist keine adäquate Behandlung. Somit besteht eine grosse Versorgungslücke. Einerseits trägt das weiterhin bestehende Stigma von Abhängigkeitserkrankungen dazu bei, dass sich Betroffene nicht oder oft nur sehr spät in Behandlung begeben, andererseits ist das bestehende Fachwissen zur Erkennung und Behandlung dieser Erkrankungen im Gesundheitssystem vielerorts noch nicht breit verankert. Gleichzeitig besteht der Bedarf, die Behandlungsansätze für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen noch wirksamer zu gestalten.
Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich leistet auf verschiedenen Ebenen einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung dieser grossen Herausforderungen. Durch die aktive Vorstandstätigkeit in Fachgesellschaften wie der Swiss Society of Addiction Medicine (Dr. med. Carlo Caflisch / PD Dr. med. Marcus Herdener) und in der für den entsprechenden Schwerpunkttitel verantwortlichen Sektion Psychiatrie und Psychotherapie der Abhängigkeitserkrankungen (PD Dr. med. Marcus Herdener) wird der medizinische Nachwuchs im Bereich der Suchtpsychiatrie und -medizin gefördert. Zudem werden Empfehlungen und Richtlinien erarbeitet, die eine qualitativ hochstehende Versorgung dieser Patientengruppe durch das gesamte Gesundheitssystem gewährleisten sollen. Ähnliche Zielsetzungen verfolgt die vor wenigen Jahren neu gegründete Schweizerische Vereinigung Suchtpsychologie im entsprechenden Fachbereich (Prof. Dr. rer. nat. Boris Quednow). Durch die Mitarbeit in der Eidgenössischen Kommission für Fragen zu Sucht und Prävention nicht-übertragbarer Krankheiten (PD Dr. med. Marcus Herdener), die den Bundesrat und die Bundesverwaltung zu politischen Geschäften in diesem Zusammenhang berät, wird das diesbezügliche Fachwissen in öffentliche und politische Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse eingebracht.
Klinisch bietet die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich ein umfangreiches, integriertes ambulantes, tagesklinisches und stationäres Behandlungsangebot für Menschen mit Substanzgebrauchsstörungen an, um die oben genannte Schwelle zur Inanspruchnahme dieser Angebote durch die Betroffenen niedrig zu halten sowie bedarfsgerecht möglichst vielen die Teilnahme an den modernen, auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden Therapieangeboten zu ermöglichen. Die Angebote sind vor allem im Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gebündelt, bestehen aber auch innerhalb anderer Zentren sowie für andere Alters- und Zielgruppen der Fachbereiche Kinder- und Jugend- , forensische und Alterspsychiatrie.
Auch wissenschaftlich beschäftigen sich zahlreiche aktuelle Forschungsprojekte an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich mit den Herausforderungen durch den Konsum der aus klinischer und gesellschaftlicher Sicht bedeutsamsten illegalen Substanzen wie Cannabis, Kokain und Opioiden, von denen ausgewählte hier näher vorgestellt werden.