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Studie zu jugendlichem Freizeitdrogenkonsum

Wie verbreitet ist der Drogenkonsum unter Jugendlichen in der Freizeit? Welche langfristigen kognitiven Folgen können daraus entstehen? Eine Längsschnittstudie gibt Aufschluss.

Prof. Dr. rer. nat. Boris B. Quednow, Stv. Koordinator Zentrum für Psychiatrische Forschung

Prof. Dr. rer. nat. Boris B. Quednow, Stv. Koordinator Zentrum für Psychiatrische Forschung

Der Konsum sowohl legaler wie auch illegaler Substanzen ist unter Schweizer Jugendlichen und jungen Erwachsenen weit verbreitet und hat möglicherweise langfristige Folgen für die Entwicklung der intellektuellen Leistungsfähigkeit der betroffenen Personen. Es wird angenommen, dass Substanzen wie Alkohol, Tabak und Cannabis in der hochgradig neuroplastischen und sensiblen Phase der Hirnreifung von Jugendlichen besonders neurotoxisch wirken können.

Mehrere Studien deuten darauf hin, dass ein frühes Einstiegsalter und ein häufiger Cannabiskonsum in der Jugend mit einer beeinträchtigten intellektuellen Leistungsfähigkeit und einem geringeren Bildungserfolg im späteren Leben assoziiert sind. Die Wirkung anderer Substanzen und vor allem das Zusammenwirken mehrerer Substanzen auf die kognitive Entwicklung von jungen Menschen wurde bislang jedoch kaum untersucht. Prof. Lilly Shanahan vom Jacobs Center der Universität Zürich und Prof. Dr. rer. nat. Boris B. Quednow untersuchen daher in einem vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projekt die Auswirkungen des frühen Konsums verschiedener Substanzen und Substanzmischungen auf die kognitiven Funktionen junger Erwachsener. Hierzu verwenden sie die Alterskohorte des «Zürcher Projekts zur sozialen Entwicklung von der Kindheit ins Erwachsenenalter» (z-proso; N=1675, 52 % Männer). In inzwischen neun Erhebungswellen wurden die soziale, schulische und psychologische Entwicklung der Teilnehmenden seit dem Alter von 7 Jahren untersucht. Zudem wurden Selbstberichte über den Substanzkonsum (Prävalenz und Häufigkeit) im Alter von 11 bis 24 Jahren erhoben. Im Alter von 20 (2018) und 24 Jahren (2022) wurden Haarproben zur objektiven Bestimmung des Substanzkonsums in den letzten Monaten genommen. 2026 ist die 10. Erhebungswelle geplant.

Im Alter von 20 Jahren berichteten 57 % der Teilnehmenden, dass sie im letzten Jahr mindestens einmal Cannabis oder verwandte Substanzen konsumiert hätten. Zudem haben 16 % im vergangenen Jahr Erfahrungen mit illegalen Stimulanzien wie Kokain gemacht, 15 % mit Opioiden (meist Codein in Form von Hustensaft) und 8 % mit Halluzinogenen. Männer hatten bei den meisten Substanzen eine höhere Prävalenz als Frauen, allerdings war der Geschlechtsunterschied deutlich kleiner als erwartet. Der Konsum legaler Substanzen wie Tabak, Bier und Spirituosen wurde in der Regel 1-3 Jahre vor dem gesetzlichen Verkaufsalter begonnen. Somit hatte fast die Hälfte der Stichprobe im Alter von 14 Jahren Erfahrungen mit Alkohol und Tabak gesammelt, während mehr als 40 % aller Teilnehmenden vor dem Alter von 16 Jahren mit dem Cannabiskonsum begonnen hatten. Insgesamt starteten Männer den Konsum von legalen Substanzen und Cannabis etwas früher als Frauen. Die Analyse der Haarproben zeigte zudem, dass der selbst berichtete Konsum je nach illegaler Substanz um ca. 30-60 % unterschätzt wurde, sodass davon auszugehen ist, dass die oben erwähnten Konsumraten noch höher liegen dürften. Die Häufigkeit und Intensität des Konsums in dieser Zürcher Stichprobe verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Langzeitfolgen des jugendlichen Konsums besser zu verstehen.

Im Alter von 24 Jahren wurde daher zusätzlich eine kurze neuropsychologische Testbatterie durchgeführt, mit der vier Kernbereiche der Kognition junger Erwachsener erfasst wurden: Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, visuell-räumliches deklaratives Gedächtnis und exekutive Funktionen.

Die Ergebnisse dieses Projekts haben das Potenzial, neue Einblicke in die Auswirkungen des jugendlichen Substanzkonsums auf die Kognition zu liefern. Wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse der Suchtforschung der Prävention und der politischen Entscheidungsfindung wichtige neue Impulse geben werden.

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