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Züri Can – Cannabis mit Verantwortung

In der Stadt Zürich läuft ein Pilotprojekt, das den regulierten Verkauf von Cannabis testet. Die Studiengruppe der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich will Erkenntnisse darüber sammeln, welche Verkaufsmodelle im Hinblick auf eine mögliche Cannabisregulierung funktionieren.

Das Projektteam Züri Can der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich mit (v.l.n.r.):<br> PD Dr. med. Marcus Herdener, Dr. med. Maximilian Buschner, Dr. phil. Carlos Nordt, Nadine Heckel,<br>Dr. med. Sophie Schneider, Dr. phil. Etna Engeli. (Es fehlt Patricia Dürler.)

Das Projektteam Züri Can der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich mit (v.l.n.r.):
PD Dr. med. Marcus Herdener, Dr. med. Maximilian Buschner, Dr. phil. Carlos Nordt, Nadine Heckel,
Dr. med. Sophie Schneider, Dr. phil. Etna Engeli. (Es fehlt Patricia Dürler.)

Cannabis ist sowohl in der Schweiz wie auch in Europa die am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit hat ein Drittel der Bevölkerung in der Schweiz Erfahrungen mit Cannabiskonsum und 1.1 % der Bevölkerung weisen einen problematischen Konsum auf. Es begeben sich jedoch jährlich schätzungsweise nur rund 1’000 Personen wegen Cannabisproblemen in eine Behandlung bei Fachinstitutionen. Angesichts des hohen und weiterhin zunehmenden Bevölkerungsanteils, der unkontrollierte Cannabisprodukte über den Schwarzmarkt bezieht und konsumiert und der für präventive und schadensmindernde Massnahmen und Beratungen sowie - im Falle einer sich entwickelnden Cannabiskonsumstörung - für Behandlungen kaum zugänglich ist, hat die Schweiz im Jahr 2020 die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, um die Vor- und Nachteile eines kontrollierten Zugangs zu Cannabis wissenschaftlich erforschen zu können.

Die Studie «Züri Can: Cannabis mit Verantwortung» konnte im vergangenen Jahr als eines der ersten Schweizer Pilotprojekte erfolgreich mit dem regulierten Verkauf von Cannabis beginnen (mehr Infos zu allen Projekten auf der Website des BAG). Es handelt sich um die weltweit erste Studie, die unterschiedliche Verkaufsmodelle direkt miteinander vergleicht: Je zehn Apotheken und Cannabis Social Clubs sowie das städtische Drogeninformationszentrum Zürich haben die Zulassung erhalten, innerhalb des Projekts unter Einhaltung der vorgegebenen Rahmenbedingungen Cannabis verkaufen zu können. Die Studie wurde durch die Forschungsgruppe Addictive Disorders unter der Leitung von PD Dr. med. Marcus Herdener und Dr. phil. Carlos Nordt in Kooperation mit der Stadt Zürich entwickelt. Sie soll Erkenntnisse darüber gewinnen, wie ein regulierter Zugang zu Cannabis organisiert werden kann, sodass sowohl die negativen Auswirkungen einer Verbotspolitik als auch die Nachteile einer rein marktwirtschaftlich orientierten Liberalisierung vermieden werden. Ein regulierter Verkauf sollte einen möglichst risikoarmen Konsum von Cannabis ermöglichen und negativen gesundheitlichen Folgeerscheinungen vorbeugen.

Seit März 2023 können sich in der Stadt Zürich wohnhafte erwachsene Personen, die Cannabis konsumieren, bei einer der Verkaufsstellen zur Teilnahme anmelden. Dank der engen Zusammenarbeit der Stadt Zürich und der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich mit den Verkaufsstellen konnten zahlreiche organisatorische Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts, das in vielerlei Hinsicht wissenschaftliches, aber auch regulatorisches Neuland betritt, erfolgreich bewältigt werden. Alle zehn Social Clubs haben einen von den Stadtbehörden genehmigten Standort gefunden und fast alle Bezugsstellen konnten im Spätsommer 2023 mit dem Verkauf von Studiencannabis beginnen. Derzeit sind 1’748 Personen zum Kauf von Cannabis berechtigt, 81 % davon sind männlich, 18 % weiblich und 1 % nicht-binär. Diese Verteilung entspricht den Erwartungen basierend auf Vorbefragungen. Das Altersspektrum reicht von 18 bis 80 Jahren. Die untersuchte Population verfügt über ein vergleichsweise hohes durchschnittliches Bildungsniveau.

Die psychische und physische Gesundheit und das Konsumverhalten der Teilnehmenden werden alle sechs Monate mit Hilfe etablierter Fragebögen evaluiert. Die Ergebnisse der ersten Onlinebefragung liegen mittlerweile vor. Darin zeigt sich, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen in der untersuchten Population im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung relativ selten vorkommen, obwohl ein vergleichsweise hoher Anteil der Teilnehmenden einen riskanten Cannabis- und Alkoholkonsum aufweist. Auf Ebene der Verkaufsstellen bietet sich somit die Möglichkeit, frühzeitig schadensmindernde und sekundärpräventive Massnahmen umzusetzen, die einer sonst schwierig zu erreichenden Gruppe von Cannabiskonsumierenden zu Gute kommen und so die Entwicklung von gesundheitlichen Folgeerscheinungen durch einen fortgesetzten Konsum minimieren.

Studienteilnehmende, die in den Onlinebefragungen psychische oder körperliche Beschwerden angeben, werden von den drei studienärztlichen Ansprechpersonen konsultiert und bei Bedarf an geeignete Beratungs- oder Behandlungsangebote überwiesen. Die Studienärztinnen und –ärzte stehen den Teilnehmenden auch sonst jederzeit für kostenfreie Beratungen zu gesundheitlichen Themen zur Verfügung.

Erfreulich ist, dass bisher im Verlauf der Studiendurchführung seitens der Polizei keinerlei Probleme im Zusammenhang mit der Studie gemeldet wurden und keine Personen vom Verkauf ausgeschlossen werden mussten. Die Auswertungen der Onlinebefragung und der Verkaufsdaten werden während der nächsten Jahre fortlaufend wissenschaftlich publiziert. Aktuelle Zahlen zum Stand der Studie werden zudem laufend auf der Studien-Homepage veröffentlicht. Wir gehen davon aus, dass die Erkenntnisse aus diesem Projekt dazu beitragen werden, eine auf wissenschaftlicher Evidenz begründete Gesetzgebung zur Regulierung des Cannabisverkaufs zu erarbeiten.

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