Nachhaltigkeit
Neben den intensiven Vorbereitungen auf durch die geopolitische Lage bedingte Energiesparmassnahmen und allfällige Energiekürzungen unternahm die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich auch im Jahr 2022 zahlreiche Anstrengungen zur klimaschonenden Energiegewinnung, zur Reduktion der Treibhausgase sowie zum sinnvollen Einsatz und zum Recycling von Rohstoffen.
Walter Knup, Leiter Hotellerie, Alfred Sigg, Leiter Infrastruktur und Technik, und Hans Peter Brunner, Leiter Supply Chain Management
Energiesparmassnahmen und Netzabschaltungen
Noch vor wenigen Monaten drohte aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage Energie plötzlich zu einem akut knappen Gut zu werden. Von diesen Auswirkungen ist auch die Schweiz direkt betroffen, bezieht sie doch den Grossteil der benötigten Energie aus dem Ausland. Obwohl sich die anbahnende Energiemangellage kurzfristig wieder entspannt hat, ist es der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich auch in Anbetracht der langfristig einschneidenden globalen Veränderungen sowie im Hinblick auf eine nachhaltige Nutzung der wertvollen Ressourcen wichtig, bereits heute keine kostbare Energie zu verschwenden, sondern sinnvoll einzusetzen.
Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich übernimmt hierbei ihre Verantwortung als Grossunternehmen und leistet ihren Beitrag. Konkret wurden die Heizanlagen an den Standorten Lenggstrasse und Neumünsterallee in Zürich zwischen Oktober 2022 und April 2023 von Erdgas auf Öl umgestellt. Damit konnten circa 4'000 MWh Erdgas durch 400'000 l Erdöl ersetzt werden. Das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch an Erdgas von 265 Einfamilienhäusern. Leider wirkte sich diese Umstellung jedoch negativ auf die CO2-Reduktion aus: Diese beträgt 2022 lediglich 212 Tonnen gegenüber dem Referenzbezug aus dem Jahr 2009.
Bei der Heizanlage am Standort in Rheinau wurde ebenfalls zwischen Oktober 2022 und April 2023 die Wärmepumpe ausgeschaltet. Die benötigte Wärme wurde über die Holzschnitzelheizung erzeugt. Damit konnte 580 MWh Strom eingespart werden, also 20 % des Klinik-Stromverbrauchs im Jahr 2021 oder so viel Strom, wie rund 112 Einfamilienhäuser im Jahr benötigen. Hierbei konnte zudem der CO2-Ausstoss um 1’126 Tonnen gegenüber dem Referenzbezug aus dem Jahr 2013 reduziert werden.
Weiter wurden die Aussenbeleuchtungen an den Standorten Lenggstrasse und Rheinau um 50 % reduziert, die Beleuchtung in den Treppenhäusern an der Lenggstrasse auf LED-Leuchten umgebaut sowie die Verteilung und Installation von 350 Steckdosenleisten zum einfacheren Ausschalten von elektronischen Geräten umgesetzt. Damit konnten nochmals circa 550 kWh Energie gespart werden.
Vorbereitung auf den worst case Netzabschaltungen
Im Hinblick auf die drohende Energiemangellage mit einschneidenden Konsequenzen im Sinne von bundesweiten Netzabschaltungen hat sich die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich anfangs Winter proaktiv vorbereitet und zwei interprofessionell zusammengesetzte Arbeitsgruppen einerseits zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden bezüglich der Mitwirkung bei Energiesparmassnahmen sowie andererseits zur Evaluation und Vorbereitung entsprechender Szenarien und Massnahmen zur Aufrechterhaltung des Klinikbetriebs bei Energieeinschränkungen eingesetzt.
Die Arbeitsgruppe «Energiesparmassnahmen» fokussiert im Rahmen einer ersten, noch nicht akuten Phase auf die Sensibilisierung der Mitarbeitenden im Bedarfsfall. Dazu wurde entsprechendes Informations- und Kommunikationsmaterial ausgearbeitet, das aufzeigt, wie jede und jeder Mitarbeitende am eigenen Arbeitsplatz mit einfach umzusetzenden Mitteln Energie sparen kann und welche Wirkung diese Energiesparmassnahmen haben. Die entsprechende interne Sensibilisierungskampagne für den kommenden Herbst steht damit im Bedarfsfall bereit.
Wie könnte der Betrieb in den Ambulatorien bei mehrstündigen Stromabschaltungen aufrecht erhalten werden, wenn die Patientinnen und Patienten mit dem öV nicht mehr in die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich kommen können? Soll das Home Treatment ausgebaut werden? Welche Kommunikationsmedien, Systeme und Applikationen werden noch unterstützt? Wie erhalten die Mitarbeitenden aktuelle Informationen? Was sieht das Notfallkonzept im Rahmen des Klinikinformationssystems vor? Welche Laborleistungen können noch erbracht werden und auf welchem Weg können die benötigten Medikamente beschafft und bei korrekter Temperatur gelagert werden? Und wie wird die Wasserversorgung und die Verpflegung der Patientinnen und Patienten sichergestellt?
Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen beschäftigte sich die betrieblich breit abgestützte Arbeitsgruppe «Energiemangellage - Netzabschaltungen» rund um die Gewährleistung des Klinikbetriebs während akuter Energieeinschränkungen, bei der gemäss Vorgaben des Bundes mit längeren partiellen Netzabschaltungen zu rechnen sein wird. Die Arbeitsgruppe wird ihre entsprechenden Konzepte über den Sommer weiter ausarbeiten und verfeinern, um im Bedarfsfall für deren Umsetzung bereit zu sein.
Effizienter Energieverbrauch - Zielsetzung bis 2028
Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich hat für ihre beiden grössten Standorte an der Lenggstrasse in Zürich seit 2009 und in Rheinau seit 2013 eine Zielvereinbarung mit dem Kanton Zürich als Grossverbraucher gemäss § 13a Abs. 2 des kantonalen Energiegesetzes. Der Kanton Zürich verfolgt damit eine höhere Energieeffizienz beim Einsatz von Strom und Wärmeenergie sowie eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. Mit dieser Vereinbarung verpflichtet sich die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, die Energieeffizienz um 2 % pro Jahr zu steigern. Sie befindet sich bereits in der zweiten Zehnjahresperiode dieser Vereinbarung und hat im Jahr 2021 einen Energieeffizienzwert von 165 % bei einer Zielvorgabe von 144.8 % bis ins Jahr 2028 erreicht. Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich beschafft zudem seit 2019 zusammen mit der Universität Zürich Strom mit dem Herkunftsnachweis «Wasserkraft Europa».
Energienutzung aus Sonnenenergie
Am Standort Männedorf betreibt die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich eine Photovoltaik- sowie eine Solarthermieanlage. Diese beiden Technologien nutzen die Sonnenenergie zur Energieerzeugung. Die Photovoltaikanlage lieferte 2022 28'300 kWh Strom, was 13.5 % des Strombedarfs vor Ort entspricht. Mit dieser Strommenge können im Jahr circa zehn Einfamilienhäuser versorgt werden. Mit der Solarthermieanlage konnten bei der Warmwasseraufbereitung 26'000 kWh Gas eingespart werden. Dies entspricht 12 % des Gasverbrauchs des Standorts.
Regenwassernutzung
Ebenfalls am Standort Lenggstrasse in Zürich wurden im Geschäftsjahr 2022 2'627 m3 Regenwasser in drei Trakten für die WC-Spülung sowie im Wirtschaftstrakt für die Lingerie eingesetzt. Diese Menge an Wasser entspricht 10 % des Frischwasserverbrauchs vor Ort.
Am Standort Minervastrasse in Zürich wurden für die WC-Spülung 652 m3 Regenwasser eingesetzt, was 18 % des Frischwasserverbrauchs vor Ort entspricht.
Dienstfahrzeuge
Die Entwicklung CO₂-freier Antriebe hat grosse Fortschritte erfahren und schreitet weiter voran. Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich setzt sich für eine möglichst CO₂-effiziente Fahrzeugflotte ein. Zu diesem Zweck wurden am Standort Lenggstrasse in Zürich bauliche Massnahmen getroffen, um CO₂-freie Fahrzeuge einsetzen zu können. Die Fahrzeugflotte wurde weiter mit Elektrofahrzeugen ausgebaut. Desweiteren wird bei der Routenplanung der innerbetrieblichen Transporte auf Effizienz und kürzestmögliche Wege geachtet.
Naturnahe Umgebungsgestaltung
Die Aussenanlage der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich am Standort Lenggstrasse in Zürich mit 222'000 m2 weist eine grosse Vielfalt an unterschiedlichen Grünflächentypen auf. Während der Eingangsbereich und die Innenhöfe gärtnerisch eher intensiv mit Wechselflor, Staudenbepflanzungen, Ziergehölzen und Kletterpflanzen bepflanzt werden, befinden sich an der Peripherie weitläufige, ökologisch wertvolle Biotope wie Blumenwiesen, alte Baumbestände, ein Obstgarten mit Schafweiden, Buntbrachen und Kleinstrukturen. Auch die Dachbegrünungen und die älteren Gebäude mit vielen Nischen und Nisthilfen führen zu einer Gesamtbeurteilung des Areals «Burghölzli» mit sehr hohem ökologischen Wert.
Die Aussenanlage in Rheinau mit 92'000 m2 zeigt gut sichtbar eine differenzierte Grünflächenpflege von den eher intensiv gepflegten Flächen im Zentrum der Anlage inklusive Fussballfeld bis zu den extensiven Flächen an der Peripherie mit Wiesen und Hecken. Dies ergibt eine sehr abwechslungsreiche Aussenanlage, die einen optimalen Erholungsort für die Nutzer darstellt. Die vielen grossen Bäume schaffen eine wohltuende und beruhigende Atmosphäre. Zudem kühlen und reinigen sie die Luft. Aus diesen Gründen sind diese beiden Standorte bereits seit Jahren wiederholt durch die Stiftung «Natur & Wirtschaft» zertifiziert und mit ihrem Qualitätslabel ausgezeichnet.
Beschaffung
Die Basis für die Beschaffungspolitik an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich umfasst eine zuverlässige Versorgung der Klinik mit Gütern und Dienstleistungen bei gleichzeitig hoher Qualität sowie tiefen Kosten. Der Fokus wird dabei zunehmend auf nachhaltig produzierte Produkte gelegt. Zudem wird beim Einkauf von Verbrauchsgütern viel Gewicht auf die Langlebigkeit, die Reduktion des Bedarfs sowie auf eine ökologische Entsorgung gelegt. Durch die Neuschaffung einer Logistikstelle «Recyclist» mit Augenmerk auf das Recycling wird der ökologischen Entsorgung mehr Bedeutung verliehen. Die Zusammenarbeit mit unserem Recycling-Partner wird laufend ausgebaut und auf den neusten Stand gebracht. Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich betreibt zudem mit der abfallboerse schweiz AG ein nachhaltiges Entsorgungsmanagement.
Reduktion von Food Waste
Das Verpflegungskonzept der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich an allen Standorten mit stationärer Verpflegung zielt auf einen möglichst tiefen Anteil an Food Waste hin. Bereits beim Einkauf wird auf einen höheren Rüstgrad der Lebensmittel wie zum Beispiel Gemüse geachtet. Damit verkleinert sich nicht nur das Transportgewicht und somit der CO₂-Austoss der Lieferfahrzeuge, auch der Anteil an Schmutz und Erde in den Hygiene-Räumen der Küchen wird dadurch reduziert.
In den Personalrestaurants hat sich der Verkauf über die Waage massgeblich auf die Reduktion von Food Waste ausgewirkt. Hier konnte mittlerweile ein Drittel der bisherigen Gesamtmenge an Food Waste eingespart werden, wobei eine durchschnittliche Portion für Mitarbeitende 350 g wiegt. Bei den Patientenmahlzeiten können vier verschiedene Portionengrössen bestellt werden. Hier liegen die Konsumationen sowohl bei den Mittag- wie auch bei den Abendessen mit je 400 g über dem internen Durchschnitt von 372 g pro Portion am Mittag, respektive 295 g am Abend.
Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich hat sich vor kurzem an einem Projekt von «United Against Waste» beteiligt, an dem insgesamt 37 Schweizer Kliniken teilgenommen haben. Mit einem Verlustgrad aller eingekauften Lebensmittel von 26 % hat die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich den guten 14. Platz erreicht. Der durchschnittliche Verlustgrad aller Betriebe liegt bei 31 %.
Reduktion von PET-Flaschen
Hierzu gehört auch die Reduktion von PET-Flaschen. Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich stellt ihren Patientinnen und Patienten wie auch den Mitarbeitenden Mineralwasser zur Verfügung. Die Menge ist uneingeschränkt und soll im Rahmen der Gesundheitsvorsorge mitunter sicherstellen, dass genügend getrunken wird. Die Abgabe erfolgte bis letztes Jahr in 1-Liter PET-Flaschen. Der jährliche Bedarf und somit Anfall von PET-Flaschen belief sich auf 250'000 Flaschen. Obwohl die leeren Flaschen zum grossen Teil wieder retourniert oder mindestens in der gesonderten PET-Sammlung entsorgt wurden, wird dieses System nach einer erfolgreichen Testphase sukzessive durch die Installation von Wasserstationen auf den Stationen abgelöst und so ein grosser Teil der PET-Einwegflaschen durch Mehrwegflaschen ersetzt.
Elektronische Tickets statt gedruckter Formulare
Selbst im Kleinen ist die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich stets bemüht, den Nachhaltigkeitsgedanken in konkrete Taten umzusetzen. So erübrigt das elektronische Ticketingsystem «waveware» für innerbetriebliche Reparaturen und Dienstleistungen mit rund 10'000 digital abgesetzten Tickets im Jahr 2022 die Menge an entsprechenden gedruckten Formularen, die einem ganzen Baum (Äquivalent für circa 8'500 Blatt Papier) entspricht, der nun weiter jährlich etwa 22 kg CO2 absorbiert.