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Bedrohungsmanagement ist eine Verbundaufgabe

Der Doppelmord in Pfäffikon am 15. August 2011 stellte eine Zäsur im Kanton Zürich dar und man setzte sich in der Folge zum Ziel, schwere zielgerichtete Gewalt, wenn immer möglich, zu verhindern. Dank grossem Engagement und Willen der einzelnen Akteure nicht zuletzt in der Politik blieb es nicht nur bei Absichtsbekundungen, sondern es kam zu klaren Handlungsschritten: So wurde der Dienst Gewaltschutz der Kantonspolizei Zürich am 1. Januar 2012 operativ tätig. Der Regierungsrat beschloss, die Bevölkerung sowie die Behörden und Institutionen für risikohafte Situationen zu sensibilisieren, um Eskalationspotenzial frühzeitig zu erkennen sowie um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Daneben sollte künftig forensisch-psychiatrisches und -psychologisches Fachwissen auch präventiv genutzt werden.

May Beyli, Leiterin Fachstelle für Forensic Assessment & Risk Management

May Beyli, Leiterin Fachstelle für Forensic Assessment & Risk Management

Die Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management entsteht

Dies stellte die Geburtsstunde der Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management (FFA) dar, die am 1. Februar 2014 als Pilotprojekt startete. Ganz im Sinne der Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit wurde ein Arbeitsplatz für die FFA-Mitarbeitenden beim Dienst Gewaltschutz der Kantonspolizei Zürich geschaffen, sodass ein niederschwelliger Austausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen den spezialisierten Polizistinnen und Polizisten und der FFA, die damals aus drei Mitarbeitenden der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie bestand, ermöglicht werden konnte.

Keine zwei Jahre später wurde die Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management am 28. Oktober 2015 in den Regelbetrieb übernommen und die 100 %-Stelle auf 260 Stellenprozente erhöht. Die Kliniken wurden als neue Auftraggebende für Forensische Konsile hinzugewonnen sowie Beratungsleistungen der Kinder- und Jugendforensik integriert. Die Aufgabe war und ist es seither, die allgemeinpsychiatrischen Versorgungskliniken, die polizeilichen Bedrohungsmanagement-Fachstellen und die Staatsanwaltschaften des Kantons Zürich bei der Einschätzung sowie im Umgang mit gewaltbereiten Personen zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem Fallbesprechungen, Gefährdende- und Gefährdetenansprachen sowie die schriftliche Ausarbeitung von Risikoeinschätzungen auf Aktenbasis oder nach erfolgter Untersuchung. Inhaltlich liegt der Fokus dabei auf der Prävention schwerer zielgerichteter Gewaltstraftaten, wobei sich diese durch das Vorliegen einer kriminalprognostisch relevanten psychischen Störung, einer Vorgeschichte bizarrer, möglicherweise auch nicht strafbarer Fehlhandlungen, durch Behandlungsabbrüche, Drohungen, häusliche Gewalt und Stalkingverhalten etc. andeuten können.

Stetiger Ausbau der Dienstleistungen

Seit dem Jahr 2018 verfügt die Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management auch über einen Arbeitsplatz beim Gewaltschutz der Stadtpolizei Winterthur und seit dem Jahr 2020 beim Bedrohungsmanagement der Stadtpolizei Zürich. Finanziert wird die FFA von der Gesundheitsdirektion, der Sicherheitsdirektion, der Direktion der Justiz und des Inneren sowie durch die Städte Zürich und Winterthur, womit verdeutlicht wird, dass Gewaltprävention eine interdisziplinäre, direktions- und städteübergreifende Verbundaufgabe ist. Die Fallbelastung nahm über die Jahre zu, sodass im Jahr 2021 regierungsrätlich beschlossen wurde, die Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management perspektivisch personell besser auszustatten, sollte eine externe Evaluation dies befürworten.

Diese Evaluation fand im Jahr 2024 durch das Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement Darmstadt statt, die zum Schluss kam, dass die Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management ein wichtiges Kernstück des Bedrohungsmanagements im Kanton Zürich darstellt und die Auftraggebenden mit deren Leistungen sehr zufrieden sind. Die FFA sei jedoch unter anderem aufgrund von Mehrfachbelastungen und mangelnden Ressourcen personell zu knapp aufgestellt. Erneut hat sich gezeigt, dass dem Kanton Zürich und auch der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie eine Vorreiterrolle zukommt und das Ziel der Gewaltprävention hartnäckig verfolgt sowie ernstgenommen wird. In der Folge wird nun darüber verhandelt, die derzeit 440 Stellenprozente zu erhöhen, damit die Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management weiterhin ihren Beitrag im Verbund mit den Arbeitspartnerinnen und Arbeitspartnern leisten kann.

10 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit

In diesem Verbund ist es in den letzten zehn Jahren gelungen, Strukturen zu schaffen, Prozesse zu optimieren und ein Netzwerk aufzubauen, das seinesgleichen sucht. Die Zusammenwirkenden haben gelernt, komplexe Situationen zu analysieren, Risiken einzuschätzen und angemessene Massnahmen zu ergreifen, um in einigen Fällen dazu beizutragen, dass Menschen, die eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen, die Hilfe erhalten, die sie benötigen, damit schwere Gewalt verhindert werden kann. Diesen Erfolg haben wir am 11. Dezember 2024 anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management gemeinsam gefeiert und uns für die Zukunft vorgenommen, auch weiterhin miteinander an einem Strang zu ziehen, weil Gewalt uns alle angeht.

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