Präventionsprogramm EASE stärkt ukrainische Kinder und Jugendliche
Das WHO-Programm «EASE» wurde 2024 in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie erfolgreich eingesetzt. Dadurch erhielten 130 ukrainische Familien eine intensive Begleitung und 70 Familien eine umfassende Beratung. Nahezu 70 Kinder profitierten zusammen mit ihren Geschwistern und Müttern von konkreter Hilfe durch das Präventionsprogramm. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie wurde dabei mit dem Global Grant «SwissMentalHealth4Ukraine» vom Rotary Club Zürich City und von Harwich Dennis in den USA unterstützt.

Christina Gunsch, Leitende Psychologin, Ambulatorium Wetzikon der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Mit dem evidenzbasierten Präventionsprogramm «EASE» (Early Adolescent Skills for Emotions) lernen Kinder und Jugendliche in sieben 90-minütigen Sitzungen, wie sie zum Beispiel ihre Gefühle besser verstehen (Emotionserkennung), ihren Körper beruhigen (Stressbewältigung und Atemtechniken), ihr Verhalten ändern (Verhaltensaktivierung) und Problemlösungsstrategien einsetzen können. Die engsten Bezugspersonen - in der Regel ihre Mütter - werden in drei begleitenden Sitzungen in dieses Programm mit einbezogen und erfahren, wie sie ihre Kinder durch aktives Zuhören oder aktivierende Ressourcen unterstützen können.
Indiziertes Präventionsangebot
Nach der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 wollten wir neben der Therapie auch ein präventives Angebot für traumatisierte ukrainische Kinder, die in die Schweiz geflüchtet waren, anbieten. Möglich wurde der Einsatz des Programms «EASE» an der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie durch die Zusammenarbeit mit dem Ambulatorium für Kriegs- und Folteropfer am UniversitätsSpital Zürich. PD Dr. phil. Naser Morina vermittelte uns das damals noch nicht publizierte WHO-Interventionsprogramm. Präventionsprogramme wie «EASE» werden (noch) nicht von den Krankenkassen übernommen, da es sich hierbei nicht um primäre Behandlungen, sondern um indizierte Prävention handelt. Im ersten Jahr der Anwendung des Programms wurden wir deshalb von der Dénes Muhr-Stiftung unterstützt, danach leisteten verschiedene Rotarier-Clubs im Kanton Zürich finanzielle Beiträge.
Im Jahr 2024 konnte der internationale rotarische Global Grant «SwissMentalHealth4Ukraine» vom Rotary Club Zürich City und von Harwich Dennis in den USA eingeworben werden. Es war der erste Global Grant überhaupt, mit dessen Mitteln ein Projekt in der Schweiz unterstützt wurde. Das Ergebnis spricht für sich: Im Berichtsjahr konnten mehr als 130 ukrainische Familien intensiv begleitet werden, davon wurden circa 70 Familien umfassend beraten und knapp 70 Kinder profitierten zusammen mit ihren Geschwistern und Müttern vom WHO-Programm.
Des Weiteren unterstützte uns die Reformierte Kirche Neumünster, indem sie uns ihr Pfarrhaus, in dem die «EASE»-Gruppen, aber auch die Autismus- und Kleinkinder-Sprechstunde durchgeführt werden, vermietete. Neben den Interventionen wurden Netzwerkanlässe im Pfarrhaus und im dazu gehörenden wunderschönen Garten organisiert. Ein Highlight war natürlich der Besuch einer Delegation aus Harwich Dennis.
Das Projekt wurde nicht zuletzt von den ukrainischen Müttern selbst den Förderinnen und Spendern aus den USA vorgestellt. Somit konnten die Stimmen und Erfahrungen der ukrainischen Mütter direkt in das Projekt einfliessen und die Perspektiven der direkt Betroffenen gehört werden. Solche persönlichen Berichte hinterlassen einen besonders tiefen Eindruck und stärken das Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen der Gemeinschaft.
Verstetigung gewährleisten
Um die Nachhaltigkeit des Engagements der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie zu sichern, wurden vom Ambulatorium für Kriegs- und Folteropfer zusammen mit der WHO Kurse für Trainerinnen und Helferinnen durchgeführt. Unsere besonders tatkräftige Unterstützerin Iryna Stehfen konnte zusammen mit Yaroslava Gavryshchuk das Programm Ende Jahr in die Ukraine bringen, um dort ebenfalls Trainerinnen und Helferinnen auszubilden.
Ein solches Projekt gelingt nur durch eine gute Zusammenarbeit: Wir sind der Reformierten Kirche Neumünster und allen Spendenden zu grossem Dank verpflichtet. Nicht zu vergessen ist hierbei auch die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Spirit und dem Schweizerischen Roten Kreuz, über die die ukrainischen Laien-Helferinnen und -Trainerinnen angestellt wurden und die die Gruppen unter unserer Supervision durchführten.
Wir sind fest davon überzeugt, dass eine ähnliche Initiative auch für Schweizer Kinder von grossem Wert wäre. Das Verständnis eigener Emotionen und die Stärkung der Resilienz könnten vielen Kindern und Jugendlichen hierzulande helfen, ihre persönlichen Herausforderungen besser zu meistern.