Die Pflege begleitet die Patientinnen und Patienten in ihrer Krisensituation und auf dem Weg zur Genesung. Im Mittelpunkt der intensiven Zusammenarbeit mit den Betroffenen steht das Verständnis für die gegenwärtige Situation, lösungsorientierte Pflegeinterventionen und die regelmässige Evaluation. Damit soll den Patientinnen und Patienten eine schnellstmögliche, eigenverantwortliche und selbstbestimmte Alltagsbewältigung ermöglicht werden.
Die Arbeit der Pflege orientiert sich in ihrer Arbeit an aktuellen Modellen, Konzepten und Theorien aus der Pflege- und Gesundheitswissenschaft. Die Pflege ist in den interprofessionellen Kontext integriert und arbeitet eng mit anderen Berufsgruppen zusammen.
Pflegeprozess
Der Pflegeprozess, welcher untrennbar mit dem Beziehungsprozess verbunden ist, ist ein zentrales Arbeitsinstrument, welches unseren Pflegenden eine strukturierte und zielgerichtete Vorgehensweise in der Behandlung von Patientinnen und Patienten ermöglicht. Zielführend dabei ist die Gewährleistung einer professionellen, bedarfsorientierten, individuellen und überprüfbaren Pflege. Der Pflegeprozess wird in enger Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten und, wenn immer möglich, unter aktivem Einbezug ihres Umfeldes erarbeitet. Er nutzt die individuellen Ressourcen der Patientinnen und Patienten, um die vereinbarten Ziele zu erreichen.
Bezugspersonenarbeit im Rahmen der Kernteamarbeit
Für den Genesungsprozess massgebend ist eine vertrauensvolle Beziehung zu den Pflegenden. Um Beziehungskonstanz bei einer 24-Stunden-Betreuung an sieben Tagen der Woche zu gewährleisten, wird das System der «Bezugspersonenarbeit» genutzt. Zum Kernteam gehören, neben der Patientin oder dem Patienten, die pflegerische (oder im Kinder- und Jugendbereich auch Sozialpädagogische) Bezugsperson sowie die fallführende Person (Ärztin, Arzt oder Psychologin, Psychologe). Selbstverständlich können je nach Bedarf für das «erweiterte Kernteam» noch weitere Personen aus den Therapien oder der sozialen Arbeit mit hinzugenommen werden. Ziel der Kernteamarbeit ist ein optimales Zusammenspiel der verschiedenen Behandlungsinterventionen im persönlichen Genesungsprozess unserer Patientinnen und Patienten.
«Interaktive Pflegemodell» von Hildegard Peplau
Peplau versteht ihr Modell als einen zwischenmenschlichen Prozess mit dem Ziel der Förderung der Gesundheit. Die Teilnahme am alltäglichen Leben ist dabei elementar. «Lernen am Modell» ist ein zentrales Instrument in den vier Interaktionsphasen. Diese überlappen sich und verlaufen nicht immer linear:
- Orientierungsphase: In der ersten Zeit nach dem Eintritt wird – durch die Erhebung eines «Pflegeassessments» und der daraus abgeleiteten Pflegediagnostik – der Pflegeschwerpunkt identifiziert. Ziel dieser Phase ist das «Verstehen» des Betroffenen bezüglich seines aktuellen Gesundheitszustandes. Unsere Pflegenden nehmen in dieser Phase die Rolle des «Zuhörens und Beratens» ein.
- Identifikationsphase: In dieser Phase wird die Pflegeplanung erarbeitet. Dazu werden die unterschiedlichen dynamischen Wechselbeziehungen genutzt. Unsere Pflegenden arbeiten aktiv mit diesen Gefühlsschwankungen und gewährleisten eine professionelle Betreuung. Es findet eine intensive Behandlung statt und gegenseitiges Vertrauen wird aufgebaut.
- Nutzungsphase: Die Pflegeplanung wird umgesetzt, bei Bedarf angepasst und die Pflege bzw. deren Wirkungen dokumentiert. Dies wird dann erreicht, wenn Patientinnen und Patienten die pflegerischen Dienstleistungen annehmen und die Fürsorge durch unsere Pflegenden zulassen. Dieser Prozess wird als Konvaleszenz/Rehabilitation bezeichnet.
- Ablösungsphase: In dieser Phase wird die Pflegequalität und der Pflegeprozess evaluiert. Es ist essentiell, dass Patientinnen und Patienten ihre Selbstfürsorge wieder übernehmen können und so der Genesungsprozess für die Wiederherstellung ihrer Gesundheit gewährleistet werden kann. Danach erfolgt in der Regel die Entlassung aus der Behandlung.
Förderung von Recovery und Empowerment
Die Eigenständigkeit unserer Patientinnen und Patienten liegt uns sehr am Herzen. Daher arbeiten Pflegende äusserst Ressorcenorientiert. Als «Recovery» wird ein persönlicher Prozess der Veränderung der eigenen Haltungen, Werte, Gefühle und Ziele verstanden. Recovery kann des Weiteren definiert werden als ein Weg zu einem befriedigenden, hoffnungsvollen und in soziale Bezüge eingebetteten Leben innerhalb der krankheitsbedingten Grenzen. Der Prozess der Überwindung der Folgen der psychischen Erkrankung beinhaltet dabei auch die Entwicklung eines Lebenssinns mit der psychischen Erkrankung. Empowerment (Befähigung) ist ein elementares Instrument auf diesem Genesungsweg. «Recovery» wurde von Betroffenen als Konzept zur eigenen Genesung entwickelt. Hier erfahren Sie mehr dazu.
Evidenzbasierte Pflege
Unsere Pflegenden nutzen das aktuell beste verfügbare Fachwissen und arbeiten nach den neuesten Erkenntnissen aus der Pflegewissenschaft und deren Bezugswissenschaften - evidence based. Letzteres wird in verschiedene Levels (Stufen) eingeteilt, wobei das höchste Level das «RCT» (randomisierte kontrollierte Studie) und das «Expertenwissen» das niedrigste Level darstellt. Aufgrund der Komplexität gibt es zu vielen Fachfragen (noch) keine Evidenz auf dem Level einer der RCT, jedoch sehr wertvolles Expertenwissen.