Hat Ihr Kind versucht, sich das Leben zu nehmen? Sie haben Mühe, das Ereignis nachzuvollziehen? Sie machen sich schwere Vorwürfe? Fühlen sich schuldig, sind verzweifelt und verspüren Wut oder Ohnmacht? Dazu kommt die Angst vor einer Wiederholungshandlung? Diese Gefühle sind in einer solchen Situation normal.
Die meisten Suizidversuche geschehen in einem psychischen Ausnahmezustand und die jungen Menschen sind in der Regel nach einer suizidalen Krise froh, dass sie überlebt haben und ihr Leben weitergeht. Nach einem Suizidversuch sollten Betroffene und ihre Eltern aber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Denn Jugendliche, die einen Suizidversuch unternommen haben, tragen ein deutlich erhöhtes Risiko für einen erneuten Suizidversuch oder auch Suizid.
ASSIP steht für «Attempted Suicide Short Intervention Program» und ist ein Kurztherapieprogramm für Menschen nach einem Suizidversuch. Es minderte in einer Studie bei Erwachsenen das Risiko weiterer Suizidversuche um 80 Prozent und wird weltweit eingesetzt. Mit AdoASSIP wurde das Programm auf die speziellen Umstände und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen angepasst. Ziel des Programms ist, die Hintergründe der suizidalen Krise zusammen mit Ihrem Kind aufzuarbeiten und einen individuellen Krisenplan zu erarbeiten, um das Risiko für zukünftige Suizidversuche zu reduzieren.
Angebot
Im Vorgespräch erläutern wir Ihnen und Ihrem Kind, was AdoASSIP beinhaltet, und besprechen, wie wir Ihr Kind während der Kurztherapie begleiten. Wenn sich alle auf das Vorgehen einigen können, unterschreiben wir eine Behandlungsvereinbarung und beginnen mit der Therapie.
- In der ersten Sitzung erzählt Ihr Kind, wie es zur Suizidhandlung kam und wie diese abgelaufen ist. Wir nehmen uns Zeit, der Geschichte Ihres Kindes zuzuhören und zeichnen das Gespräch auf Video auf.
- In der zweiten Sitzung schauen wir das Video zusammen mit Ihrem Kind an. Wir versuchen nun gemeinsam besser zu verstehen, wie sich die Dinge entwickelt haben (wir sprechen hierbei vom «Suizidmodus») und was in Zukunft allenfalls eine ähnliche Krise auslösen könnte.
- In der dritten Sitzung definieren wir gemeinsam Warnzeichen und erarbeiten langfristige Massnahmen sowie persönliche Strategien, die Ihr Kind anwenden kann, bevor es wieder zu einer gefährlichen Situation kommt. Dieser Sicherheitsplan wird in einer Smartphone App und auf Papier festgehalten und steht Ihrem Kind so in einem künftigen Notfall immer zur Verfügung. Die App ermöglicht auch die direkte telefonische Kontaktaufnahme mit dem Krisen-, Abklärungs-, Notfall- und Triagezentrum KANT unserer Klinik.
- In der vierten Sitzung besprechen wir den Sicherheitsplan mit Ihnen als Familie sowie mit weiteren wichtigen Personen.
Im Anschluss an diese Termine werden wir uns für weitere zwei Jahre alle drei bis sechs Monate bei Ihrem Kind melden, um zu erfahren, wie es ihm geht und, um es an seinen persönlichen Sicherheitsplan zu erinnern.
Die Teilnahme am Kurzinterventionsprogramm AdoASSIP ist als Ergänzung zu einer bestehenden Psychotherapie gedacht. Falls sich Ihr Kind noch in keiner Therapie befindet, unterstützen wir Sie dabei, einen geeigneten Therapieplatz zu finden.
Freiwillige Begleitforschung – leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Forschung
Um Suizidversuche bei Jugendlichen besser zu verstehen, kann ihr Kind und können Sie als Eltern einen wichtigen Beitrag leisten, wenn Sie an unserer Begleitforschung «Risiko- und Protektivfaktoren für Suizidversuche bei Jugendlichen» mitmachen. Mittels Fragebogen und Interviews möchten wir verstehen, welche Faktoren zu einem Suizidversuch beitragen könnten. Falls Sie und Ihr Kind sich für eine Teilnahme entscheiden, bitten wir Sie als Eltern, einmalig an einem 15-minütigen Online-Interview teilzunehmen und am Anfang, nach sechs und zwölf Monaten einen Fragebogen online (oder auf Wunsch auf Papier) auszufüllen. Der Zeitaufwand beträgt jeweils ca. eine Stunde. Ihr Kind füllt ebenfalls einen Fragebogen online aus. In Forschungsberichten können keine Rückschlüsse auf einzelne Teilnehmende gemacht werden. Die Begleitforschung hat keinen Einfluss auf die AdoASSIP Kurztherapie. Hier finden Sie weitere Informationen.
Behandlungsteam
Die Therapeutinnen und Therapeuten sind Mitarbeitende des Krisen-, Abklärungs-, Notfall- und Triagezentrum KANT unserer Klinik.
Leitung:
PD Dr. med. Gregor Berger
Psychologinnen:
Dr. phil. Isabelle Häberling, M.Sc. Martina Preisig, M.Sc. Marianne Rizk
Kosten
Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen getragen.
Zuweisung / Anmeldung
Sie können Ihr Kind für das Programm über dessen Therapeutin oder Therapeuten oder direkt bei uns anmelden: {D08CB}{EDA9B3B} oder Telefon +41 58 384 66 00.
Gesundheitsförderung Schweiz
Das Projekt «AdoASSIP» wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Projektförderung Prävention in der Gesundheitsversorgung von Gesundheitsförderung Schweiz.