ADHS ist eine der häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Symptome sind Unaufmerksamkeit, ausgeprägte motorische Aktivität und erhöhte Impulsivität. Sie können bei den Betroffenen sehr unterschiedlich sein, häufig führen sie jedoch zu deutlichen sozialen, schulischen bzw. beruflichen Beeinträchtigungen.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist ein Expertenzentrum für die Diagnostik und Behandlung der ADHS bei Kindern und Jugendlichen. Abklärungen und Behandlungen der ADHS werden in allen Ambulatorien unserer Klinik durchgeführt. Sollten intensivere Behandlungen notwendig sein, sind auch die Mitarbeitenden der Tageskliniken und der aufsuchenden Teams sehr erfahren.
Zielgruppe
Kinder und Jugendliche mit einem Verdacht auf ADHS.
Angebot
Diagnostik
Wie kann man ADHS erkennen?
Die Diagnosestellung für ADHS ist aufwändig und anspruchsvoll. Eine Abklärung sollte durchgeführt werden, wenn ADHS-typische Verhaltensauffälligkeiten die Bewältigung von Alltagsaufgaben in der Schule oder in der Freizeit beeinträchtigen.
Wer kann die Diagnose stellen?
Die ADHS-Diagnose sollte immer durch Fachpersonen erstellt werden. Das sind Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater, Psychologinnen und Psychologen unserer Klinik sowie des Schulpsychologischen Dienstes oder Beratungsstellen sowie Pädiaterinnen und Pädiater mit besonderer Expertise für ADHS.
In unserer Klinik nutzen wir für die Diagnosestellung die internationale Klassifikation der Störungen ICD-11 der WHO, nach der die Kriterien und Symptome definiert werden. Nach den neuesten Kriterien können die Symptome gleich stark ausgeprägt sein, oder es können einzelne überwiegen. In der Regel bestehen die Symptome seit der Kindheit und treten in verschiedenen Situationen auf. Bei der Diagnosestellung achten wir nicht nur auf ADHS-Symptome, sondern wir berücksichtigen die gesamte Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen, sowie ihre (familiäre oder schulische) Umgebung und schliessen somit andere Ursachen für die vorliegenden Probleme aus.
Der Ablauf der Diagnosestellung richtet sich nach den Leitlinien, die von medizinischen Fachgesellschaften erstellt werden (AWMF Leitlinie S3 zur Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter).
Wie wird die Diagnose erstellt?
Befragung von Familie, Kind, Jugendlichem und anderen Bezugspersonen. Gefragt wird nach den aktuellen Verhaltensproblemen und typischen Situationen, in denen das Problemverhalten auftritt, sowie nach dem Leidensdruck aller Beteiligten. Es werden lebensgeschichtliche Ereignisse und Entwicklungsschritte in Familie, Kindergarten oder Schule des Kindes erfragt. Ziel ist es, ein umfassendes Bild des Kindes in seiner Lebensumwelt zu erhalten.
- Ausschluss von anderen Ursachen (Differentialdiagnose): Wir prüfen, ob die ADHS-Symptome durch andere Störungen ausgelöst werden. Es kann dazu z.B. eine Untersuchung des Kindes erforderlich sein (bspw. Hör- und Sehtests), Laboruntersuchungen, selten neurologische Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren. Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen treten bei Kindern mit ADHS häufiger auf. Auch hier bieten wir eine spezifische Diagnostik an
- Fragebogenverfahren: Wir setzen ADHS-Fragebogen ein, die von den Eltern, Lehrpersonen und -je nach Alter - von dem betroffenen Kind selbst ausgefüllt werden. Dabei wird systematisch nach den für ADHS relevanten Problemen inkl. Schweregrad gefragt.
- Testpsychologische Untersuchungen: Mittels Tests erfassen wir Leistungsprobleme oder auch Stärken. Meist wird zunächst ein Test zum allgemeinen Leistungsniveau (Intelligenztest) durchgeführt, der sich aus mehreren Untertests zu unterschiedlichen Fähigkeiten zusammensetzt. Weitere Testverfahren, auch am Computer, z.B. zur Aufmerksamkeit oder Selbstkontrolle, werden nach Bedarf verwendet.
Behandlung
Die Behandlung besteht aus verschiedenen Bausteinen:
- Psychoedukation über das Störungsbild: Was ist ADHS ist und was bedeutet die Diagnose für die Betroffenen und Angehörigen.
- Aufklärung über die Behandlungsoptionen und Notwendigkeiten sowie gemeinsame Entscheidungsfindung.
- Wenn eine sehr deutliche Beeinträchtigung vorliegt, besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung. Eine Medikation muss immer in eine individualisierte multimodale Begleitung eingebettet sein.
- Für Eltern mit einem Kind mit ADHS bis 12 Jahre besteht zudem die Möglichkeit der Teilnahme an einem störungsspezifischen Elterntraining. Der Austausch unter den Eltern unter fachlicher Leistung empfinden viele als sehr hilfreich.
- Wenn sich Familien bei uns zur Abklärung anmelden und länger auf eine Diagnose oder Behandlung warten müssen, können sie sich für unsere öffentlichen Informationsabende und in unsere Präventionsgruppen anmelden.
Behandlungsteam
Chefärztliche Leitung: Prof. Dr. med. Susanne Walitza, Direktorin Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Oberärzte: Florian Krämer, Dr. Belén Rubio
Leitende Psychologin: Dr. rer nat. Juliane Ball
Kosten
Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen getragen.
Forschung
An unserer Klinik werden zahlreiche Forschungsprojekte zur ADHS, zu den Ursachen und zu den Behandlungsmöglichkeiten durchgeführt. Die Teilnahme ist immer freiwillig, ermöglicht jedoch oftmals einen tieferen Einblick und kann helfen, das Verständnis für die Ursachen der ADHS zu verbessern. Unsere Klinik war an der Entwicklung der Leitlinien, Behandlungsempfehlungen und verschiedenen internationalen Stellungnahmen aktiv beteiligt.