Suizid ist verantwortlich für 25 Prozent der Todesfälle bei Jugendlichen. Der bedeutendste Risikofaktor für einen Suizid sind frühere Suizidversuche. Die Kurztherapie ASSIP (Attempted Suicide Short Intervention Program) reduzierte bei Erwachsenen in einer randomisierten Studie das Risiko weiterer Suizidversuche innerhalb von zwei Jahren von über 20 Prozent Wiederholungsrisiko auf 5 Prozent (www.assip.ch). AdoASSIP ist ein für Jugendliche adaptiertes Programm. Es hat zum Ziel, die Hintergründe der suizidalen Krise aufzuarbeiten, den Sterbewunsch zu verstehen, die Grundbedürfnisse und längerfristige Ziele zu benennen, die Grundbedürfnisse zu stillen sowie gefährliche Situationen besser erkennen zu lernen und einen individuellen Krisenplan zu erarbeiten, um das Risiko für zukünftige Suizidversuche zu reduzieren. AdoASSIP ist freiwillig und wird allen Jugendlichen nach einem Suizidversuch als spezifische Zusatzbehandlung in Ergänzung zu einer bestehenden Psychotherapie empfohlen.
Angebot
Das Kurzinterventionsprogramm umfasst ein Vorgespräch und vier Sitzungen:
- Im Vorgespräch erläutern wir, was AdoASSIP beinhaltet und unterschreiben eine Behandlungsvereinbarung. Als AddonTherapie ist es wichtig, dass Sie während der Kurztherapie regelmässig (wöchentlich) mit Ihrer Patientin oder Ihrem Patienten in Kontakt stehen.
- In der ersten Sitzung erzählt die oder der Jugendliche in einem narrativen Interview die Geschichte des Suizidversuchs, wie es dazu gekommen ist und wie die Suizidhandlung abgelaufen ist. Das Gespräch wird auf Video aufgenommen.
- In der zweiten Sitzung werden ausgewählte Videosequenzen mit der oder dem Jugendlichen zusammen analysiert und damit das gemeinsame Verständnis für die suizidale Krise vertieft.
- In der dritten Sitzung werden ein Fallverständnis und ein Notfallplan erarbeitet, der in einer App und auf Papier festgehalten wird. In die Entwicklung dieses Notfallplans beziehen wir Sie wenn möglich mit ein.
- In der vierten Sitzung werden die Fallkonzeption oder Teile davon und der Notfallplan mit der Familie und weiteren relevanten Personen besprochen. In der Regel versuchen wir die Therapeutin oder den Therapeuten in dieser Sitzung auch miteinzubeziehen (ggf. auch online).
Im Anschluss an diese Kurztherapie kontaktieren wir die Jugendliche oder den Jugendlichen alle drei bis sechs Monate während zwei Jahren, um nachzufragen, wie es ihr oder ihm geht und, um den Notfallplan wieder in Erinnerung zu rufen.
Freiwillige Begleitforschung – leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Forschung
Um Suizidversuche bei Jugendlichen besser zu verstehen, bieten wir den Jugendlichen und ihren Familien an, freiwillig an unserer Studie «Risiko- und Protektivfaktoren für Suizidversuche bei Jugendlichen» teilzunehmen. Mittels Fragebogen und Interviews am Anfang, nach sechs und zwölf Monaten wollen wir herausfinden, welche Faktoren im Umfeld von Jugendlichen mit Suizidversuchen zusammenhängen könnten. Hier finden Sie weitere Informationen zur Studie.
Behandlungsteam
Die Therapeutinnen und Therapeuten sind Mitarbeitende des Krisen-, Abklärungs-, Notfall- und Triagezentrum KANT unserer Klinik.
Leitung:
PD Dr. med. Gregor Berger
Psychologinnen:
Dr. phil. Isabelle Häberling, M.Sc. Martina Preisig, M.Sc. Marianne Rizk
Kosten
Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen getragen.
Anmeldung
Wir bitten Sie um Anmeldung per Telefon +41 58 384 66 00 oder {BC2B5A}{BAF2CDA}.
Zuweisende beziehungsweise Nachbehandelnde werden über die Teilnahme an AdoASSIP informiert. Falls nötig, unterstützen die Mitarbeitenden von AdoASSIP die Jugendlichen und ihre Familien dabei, einen Therapieplatz zu finden, da die Einbindung in eine reguläre Therapie eine Voraussetzung für die Teilnahme an der AdoASSIP Kurztherapie ist.
Gesundheitsförderung Schweiz
Das Projekt «AdoASSIP» wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Projektförderung Prävention in der Gesundheitsversorgung von Gesundheitsförderung Schweiz.