Bei selbstverletzendem Verhalten handelt es sich um die absichtliche, wiederholte Selbstverletzung durch eine direkte Schädigung (z. B. durch Schneiden, Ritzen, Verbrennen, Schlagen) des eigenen Körpergewebes. Selbstverletzendes Verhalten dient in den meisten Fällen der Verringerung negativer Gedanken und Gefühle (Emotionsregulation). In Untersuchungen an Jugendlichen gaben 17 bis 18 Prozent der Jugendlichen an, sich bereits selbst verletzt zu haben und in klinischen Stichproben liegt die Häufigkeit bei bis zu 60 Prozent. Die meisten Betroffenen beginnen damit im frühen bis mittleren Jugendalter. Viele der betroffenen Jugendlichen hören spätestens im jungen Erwachsenenalter auf sich selbst zu verletzen, während ein nicht zu vernachlässigender Anteil Betroffener sich über längere Zeit selbst verletzt. Selbstverletzendes Verhalten tritt oft auch in Kombination mit anderen psychischen Störungen auf, wie z.B. Psychosen, Essstörungen oder Persönlichkeitsstörungen.
Zielgruppe
Die Skillsgruppe ist ein Fertigkeitentraining, das Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren offen steht, die manchmal den Drang verspüren, sich selber zu verletzen und/oder Schwierigkeiten bekunden, ihre Emotionen zu regulieren und/oder Probleme im Umgang mit anderen haben und/oder nicht immer merken, was gerade passiert.
Angebot
Ausgehend davon, dass selbstverletzendes Verhalten als dysfunktionaler (also ungünstiger) Problemlöseversuch zur Emotionsregulation verstanden wird, geht es in der Skillsgruppe um den Aufbau von funktionalen (also günstigen) Problemlösestrategien zur Emotionsregulation, d.h. um Alternativverhaltensweisen zu selbstverletzendem Verhalten.
Die Skillsgruppe besteht aus folgenden vier Modulen, die insgesamt zehn Sitzungen in Anspruch nehmen:
- «Achtsamkeit»: In diesem Modul lernen die Jugendlichen die Fertigkeiten Wahrnehmen, Beschreiben, Teilnehmen sowie ein nicht bewertendes, konzentriertes und wirkungsvolles Denken und Handeln. Ziel ist, Bewusstheit im Alltag zu erreichen und mehr Steuerungsmöglichkeiten über sich selbst zu bekommen.
- «Zwischenmenschliche Fertigkeiten»: In diesem Modul werden soziale Kompetenzen vermittelt wie Ziele in sozialen Situationen erreicht werden können, wie zwischenmenschliche Beziehungen gepflegt und aufrechterhalten werden können und wie dabei die Selbstachtung gewahrt werden kann.
- «Umgang mit Gefühlen»: In diesem Modul wird vermittelt, dass Gefühle eine Funktion und eine Bedeutung haben. Folgende Fertigkeiten werden besprochen und geübt: Beobachten, Beschreiben und Verstehen von Gefühlen, Verwundbarkeit verringern, Schritte in Richtung angenehmer Gefühle tun, emotionales Leiden loslassen und dem Gefühl entgegengesetzt handeln.
- «Stresstoleranz»: In diesem Modul lernen die Jugendlichen, Krisen auszuhalten und Spannung zu reduzieren durch Techniken wie beispielsweise: sich durch starke sensorische Reize ablenken (z.B. Eiswürfel), durch verschiedene Techniken «den Augenblick verbessern», Pro und Contra abwägen oder Akzeptieren der Realität.
Leitung:
Dr. phil. Marco Maffezzoni, Leitender Psychologe
Ellen Bras und Janani Arudchelvam, Psychologinnen
Teilnahmebedingungen
Voraussetzung für die Teilnahme an der Skillsgruppe ist eine Einzelpsychotherapie, entweder in einem Ambulatorium der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie oder bei einer niedergelassenen Psychiaterin oder Psychotherapeutin respektive einem niedergelassenen Psychiater oder Psychotherapeuten.
Wann und Wo
Bitte melden Sie sich bei Interesse beim Behandlungsteam.
Kosten
Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen getragen.
Zuweisung / Anmeldung
Anmeldungen nehmen Mitglieder des Behandlungsteams entgegen.